Framing: Gehört der Wolf zu Deutschland? Und brauchen wir für den Wolf eine Willkommenskultur?

Seitdem das „ARD Framing Manual“ bekannt(er) wurde, reden zumindest alle Kommunikatoren darüber. Was hat es damit auf sich?

Die Technik, die schon Kommunikatoren wie die attischen Sophisten beherrschten, ist simpel: Ein der Wertung unterliegender Begriff – hier der des Wolfs – wird in einen ideellen, normativen Sachzusammenhang gestellt, der den sperrigen oder missverständlichen oder streitbehafteten Begriff erklärbar macht und ideell im Sinne des Anwenders der Framing-Technik einordnet.
Nun hat Schleswig Holsteins Umweltminister Albrecht es mittels Framing vollbracht, den im Wertekontext seiner politischen Klientel einer Willkommenskultur bedürftigen Wolf in den Wertekontext der „Willkommens-Kultur“ zu stellen. Der Wolf werde im Sinne der Koexistenz willkommen geheißen, meint Albrecht. So wird durch die Konnotation mit der Willkommenskultur für den starken normativen Schwankungen ausgesetzten Wolf die gleiche Koexistenz-Notwendigkeit wie bei der Migrations-Willkommenskultur suggeriert.

Genial und einfach. So erschlägt man einfach jede Debatte um das für und Wider des Wolfs, der in unseren Breiten schon lange nicht mehr beheimatet ist und der für Angst und Schrecken in der Bevölkerung sorgt.

Ob es vertretbar ist, zwei in ihrer Wertigkeit nicht vergleichbare Komplexe wie den der Integration von Flüchtlingen und die Frage der Koexistenz mit dem Wolf in einen ideellen Zusammenhang zu stellen – und so mittels Framing für ein politisches Vorhaben zu trommeln – dürfte wohl fraglich sein.
Aber: Hinsichtlich seiner professionellen Kommunikation könnte man vor Herrn Albrecht fast den Hut ziehen. Denn ein so tollkühnes, ja akrobatisches Framing haben wir seit den Sophisten nicht mehr gelesen. Chapeau, Herr Minister!